Mittwoch, 2. Dezember 2015

Deutsche Rentner sind schlechter dran als fast alle anderen Länder

Deutschland lässt seine Armen 

bei der Rente im Stich

Viele Länder sorgen bei der Rente für Transfers von Wohlhabenden
 zu sozial Schwachen.
Nicht so Deutschland: Hier bleibt arm, wer arm ist.
Doch auch der Mittelschicht droht im Alter ein böses Erwachen.

Rentner haben in Deutschland ein deutlich höheres Armutsrisiko als in anderen
 EU-Ländern. Fast jeder zehnte Rentnerhaushalt liegt in Deutschland bei weniger 
als 50 Prozent des Durchschnittseinkommens. Außerdem können arme Rentner 
hierzulande schlechter privat vorsorgen als jene in anderen Industrieländern. 
Das sind Ergebnisse eines internationalen Vergleichs der Organisation für 
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), 
eines Zusammenschlusses vorwiegend wohlhabender Industriestaaten.

In den meisten OECD-Ländern sei es erklärtes Ziel der Sozialpolitik, dass die
 Rente von Geringverdienern, gemessen an ihrem Einkommen, sehr hoch ausfällt. Im Schnitt der OECD-Länder können Menschen, die heute anfangen zu arbeiten und nur wenig verdienen, damit rechnen, im Rentenalter 80 Prozent ihres Verdienstes als Rente zu bekommen. Als Geringverdiener gilt bei dieser Modell-Rechnung, wer die Hälfte des nationalen Durchschnittsverdienstes erzielt.
In einigen Ländern ist diese Philosophie sehr ausgeprägt. So können Geringverdiener in Großbritannien, Luxemburg und der Türkei eine Rente erwarten, die nur leicht unter ihrem Verdienst während der Berufstätigkeit liegt. In Dänemark, den Niederlanden und Irland würde der Staat heutigen Geringverdienern sogar eine Rente zahlen, die höher ist als ihr Verdienst während der Berufstätigkeit. In diesen Ländern entspricht die Rente damit rund der Hälfte des Durchschnittseinkommens.


Ein Geringverdiener aber, der auf Riester verzichtet, kann nur eine Rente erwarten, die gut 53 Prozent seines Arbeitseinkommens entspricht.

Deutschland unter den Schlusslichtern

Damit fällt das Rentenniveau des Geringverdieners hierzulande nicht nur weit unter den OECD-Durchschnitt von gut 74 Prozent des Arbeitseinkommens. Deutschland gehört damit zudem zu den Schlusslichtern im internationalen Vergleich: Unter den 34 untersuchten Ländern bekommen Geringverdiener nur in Mexiko, Chile und Japan noch kleinere Renten.
Aber auch Durchschnittsverdienern droht im Rentenalter ein böses Erwachen, wenn sie keinen Riestervertrag besparen. Die erzielen zwar nach den Berechnungen von Queisser und ihren Kollegen künftig eine Rente, die gut 62 Prozent des Nettogehalts entspricht – aber eben nur, wenn auch mit Riester gespart wird. Zudem setzen die Experten der OECD eine Verzinsung der Riester-Ersparnisse mit 3,5 Prozent und niedrige Verwaltungskosten voraus.
Geht man allerdings davon aus, dass der Durchschnittsverdiener keinen Riester-Vertrag hat, sinkt die Rentenerwartung um satte zwölf Prozentpunkte. Er kann demnach nur eine Rente erwarten, die 53,4 Prozent seines individuellen Verdienstes entspricht. Das liegt weit unter dem OECD-Durchschnitt von 63 Prozent.

Zusätzliche Absicherung fällt gering aus

Unter diesen Vorzeichen ist es besonders bedenklich, dass die zusätzliche Absicherung armer Rentner hierzulande im Vergleich mit anderen wohlhabenden Volkswirtschaften sehr gering ist. Rentner mit geringem oder gar keinem Einkommen haben hierzulande einen Anspruch auf eine Grundsicherung, die ihnen 19 Prozent des Durchschnittslohns in Deutschland zahlt.
Das liegt noch unter dem OECD-Schnitt von 22 Prozent. Weniger großzügig mit armen Rentnern sind – neben den USA – vor allem die ärmsten Mitglieder der OECD, wie die Türkei, Mexiko oder Chile. Am anderen Ende der Skala finden sich Länder wie Neuseeland, Dänemark oder Irland, wo Senioren eine Grundsicherung bekommen, die bis zu 40 Prozent des Durchschnittseinkommens in dem jeweiligen Land entspricht.

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